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Bereit für die EU-Taxonomie?

Kim Heuser von herotec im Interview

Wann arbeitet ein Unternehmen wirklich nachhaltig? Um das zu erklären-, schauen wir auf die Anfang 2022 ins Leben gerufene EU-Taxonomie als Regelwerk für klima- und umweltfreundliche Tätigkeiten sowie Investitionen. Unternehmen müssen transparent machen, mit welchen Maßnahmen sie die Ziele dieser EU-Taxonomie erfüllen, damit umweltfreundliche Technologien und Strategien gefördert werden können.

 

Redaktion: Frau Heuser, wie stark ist die Wärmebranche von der EU-Taxonomie betroffen?

Kim Heuser: Sehr stark! Zum Beispiel ist die Zementindustrie der dritt größte CO2 Treiber. Und geschätzte 60 % des anfallenden Abfalls sind der Bauwirtschaft zuzuordnen.

Natürlich wird schon jetzt sehr viel mit regenerativen Energiequellen und sparsamer Technik gearbeitet, beispielsweise Niedertemperatur-Wärmeerzeuger und Flächenheizungen. Aber es gibt noch immer mindestens 10 Millionen sanierungsbedürftige Gebäude.Investoren und Förderprogramme werden ihre Vergabekriterien zukünftig an den Ratings der Taxonomie orientieren. Wer sich jetzt nicht mit der EU-Taxonomie befasst, wird es daher langfristig am Markt sehr schwer haben.

 

Redaktion: Wie hat sich herotec als Unternehmen bereits auf die Anforderungen eingestellt?

Kim Heuser: Wir achten schon seit Längerem darauf, dass unser Standort in Ahlen energiereduziert betrieben wird, unter anderem mit dem neuen Standard der Wärmepumpe und Photovoltaikanlagen. 2022 haben wir auch erneut das Ökoprofit-Zertifikat erhalten, bei dem es auf schonenderen Umgang mit Ressourcen ankommt. Gleichzeitig ist unsere Produktentwicklung auf Nachhaltigkeit fokussiert. Wir möchten nicht nur Vorgaben erfüllen, sondern mit gutem Beispiel vorangehen und Verantwortung für zukünftige Generationen übernehmen. Dass wir 2021 den Green Product Award für tempusFLATT KLETT gewonnen haben und 2022 mit tempusDRY NATURE zu den Finalisten des Deutschen Nachhaltigkeitspreises zählten, spiegelt unser Engagement in diesem Punkt wider. Diese unabhängigen Stellen zeigen auch, dass wir weit entfernt vom sogenannten Greenwashing sind.

 

Redaktion: Wie sieht die Nachhaltigkeitsstrategie von herotec konkret aus? 

Kim Heuser: Das kann ich Ihnen anhand einiger Beispiele erläutern: Wir haben uns das Ziel gesetzt, bis zum Ende des Jahres unsere Produkte aus Verbundmaterial trennbar  zu produzieren, besonders die Trockenbausysteme. Zusätzlich wollen wir noch viel mehr CO2 einsparen. Aber schon jetzt erfordern unsere Produkte im Vergleich zu anderen Systemen auf dem Markt deutlich weniger Estrich und expandierbares Polystyrol, also EPS. Das ist eine messbare CO2-Einsparung. Ich möchte an dieser Stelle außerdem unserer tempusROCK Produktfamilie erwähnen. Diese Brandschutzlösung verwendet einen mineralischen Werkstoff anstelle von EPS, das mit Flammschutzadditiven getränkt ist. Damit vereint das System Sicherheit und Umweltverträglichkeit.

 

Redaktion: Wo sehen Sie Ihr Unternehmen langfristig?

Kim Heuser: Unser Ziel ist eine Kreislaufwirtschaft im Cradle-to-Cradle-Prinzip, wie Prof. Dr. Michael Braungart sie darlegt. Wir arbeiten daran, dass die Baustoffe aller Produkte von herotec nach dem Gebrauch komplett recycelt oder wiederverwendet werden können. Das heißt, die einzelnen Bestandteile lassen sich trennen und einem anderen Kreislauf zuführen. So wird ein Produkt am Ende zu nützlichen Rohstoffen statt zu schädlichem oder überflüssigen Mischabfall – ein klarer Fortschritt!

 

Redaktion: Welchen Herausforderungen sehen Sie sich bei der Umsetzung dieser Strategie gegenüber?

Kim Heuser: Die meisten Herausforderungen erlebe ich eigentlich nicht bei der technischen Umsetzung unserer Strategien, sondern bei dem Unverständnis, das uns manchmal entgegenschlägt. Bei vielen Menschen ist einfach noch nicht angekommen, wie groß die Notwendigkeit für nachhaltiges Handeln ist. Da ist noch viel Aufklärungsarbeit erforderlich. Die größte Herausforderung dieser Zeit ist es nicht, neue Ideen zu entwickeln, sondern alte Gewohnheiten und Methoden zu verändern.

 

Redaktion: Gibt es etwas, was in Ihren Augen an der EU-Taxonomie verbessert werden kann?

Kim Heuser: Es gibt hier auf jeden Fall noch Luft nach oben, was die Transparenz angeht. Nicht nur viele Unternehmen sind derzeit mit den Vorgaben der EU-Taxonomie überfordert. Auch Kreditinstitute sind unsicher, welche Kriterien sie in ihre Reportings aufnehmen sollen. Zudem gestaltet es sich schwierig, die umgesetzten Maßnahmen in ihren Wirkungen zu messen und zu vergleichen. Da ist immer noch viel Raum für Greenwashing, den ich gerne reduziert sehen würde. Wir bei herotec gehen den Weg Richtung Nachhaltigkeit konsequent weiter. Wir wollen dazu beitragen, dass alle Immobilien, ob Bestand oder Neubau, einen ökologischen Aufbau in ihrem beheizten Boden bekommen, damit auch Generationen danach noch bestens ausgestattet sind.

 

Redaktion: Frau Heuser, vielen Dank für das Gespräch!

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